Ein Blog lebt durch den, der ihn schreibt.
Schulstress und Zukunftsträume
An meinem ersten Schultag kam ich nach Hause und rief: „Schule ist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist!“ Das schien für die Grundschule zu stimmen, doch mit zunehmender Klassenstufe stellte sich auch für mich heraus (besser spät als nie!), dass Schule eben kein Zuckerschlecken ist – vor allem, wenn man ein vorbildlicher Schüler sein will. Mehr Hausaufgaben, mehr Projekte, mehr Stress. Die Aufgabenfülle der elften Klasse hatte mich schier überrumpelt. Noch zu wissen, dass wirklich jede Note eine Rolle für mein Abitur spielen würde, machte die Sache nicht besser.
Dann war ich froh, wenn ich endlich nach Hause kam und einfach die Ruhe des Waldes – ich bin in der Dübener Heide aufgewachsen – genießen konnte. Hier habe ich schon früh gelernt, mich selbst zu beschäftigen. Radtouren im Sommer und Geschichten schreiben im Winter gehören nun schon seit Jahren zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Es war der erste Corona-Lockdown letztes Jahr, der mir wertvolle zehn Wochen Zeit zu Hause vergönnte. Erstmalig seit Beginn der Oberstufe langweilte ich mich. Und aus dieser Langeweile entstand die Idee für einen eigenen Onlineblog. (Die ganze Geschichte gibt es hier.)
Die Wochen vergingen, auf die erste Corona-Welle folgte die zweite und ehe ich mich versah, war ich in der zwölften Klasse. Mein Blog wuchs und brachte mir nicht selten eine dringend benötigte Auszeit vom Schulalltag. Hier konnte ich schreiben, was ich wollte und wie ich es wollte – ohne Notendruck im Hinterkopf zu haben. Ich lernte das Gefühl, einen Schreibflow zu haben erneut kennen und lieben und wusste irgendwann: Genau das will ich machen. Journalismus.
Aber was war mit meinem Traum, Physik zu studieren? Den wollte ich selbstverständlich ebenfalls nicht aufgeben. Ich hoffe noch immer, irgendwann das Klischee des chaotischen Physikprofessors zu überwinden. Zwar hat mein Mathelehrer immer behauptet, meine Aufzeichnungen sähen wirklich wie die eines Uni-Professors aus, doch wir wissen ja alle: Nur ein Genie beherrscht das Chaos. Ich recherchierte und fand die Bezeichnung „Wissenschaftsjournalistin“. Ich lächelte. Jep, da sah ich mich.
Abi und dann?
Lange konnte ich meinem Traum nicht nachträumen, denn in der Vorabi-Phase forderte die Schule meine volle Aufmerksamkeit. Sehr zum Leidwesen meines Blogs. So konnte ich unmöglich jede Woche einen neuen Artikel posten. Doch Abi ging vor. Und die Zeit verflog nur so. Kaum hatte das zweite Halbjahr angefangen, war es vorbei. Und ich fand mich inmitten von Prüfungen wieder. Ich überstand sie alle. Mit meinem Abiturzeugnis in der Hand verließ ich am 09.07.2021 offiziell das Luther-Melanchthon-Gymnasium. Zwölf Jahre Schule waren vorbei.
Doch mein Blog ist noch längst nicht vorbei. Da ist so viel in meinem Kopf, was ich aus der Schule und einzelnen Fächern mitgenommen habe und das einfach zu schade wäre, es nicht zu teilen. Ich meine, es ist schließlich eine Win-Win-Situation: Hier kann ich meinem Hobby des Schreibens nachkommen und gleichzeitig dein Schulleben etwas leichter machen – so zumindest sieht meine Hoffnung aus. Der Blog erinnert mich tagtäglich an die komischsten Tage im Klassenraum, an meine hingebungsvoll ausgearbeiteten Lernübersichten, an spezielle Schulprojekte und nicht zuletzt an die Menschen, die nicht nur meine Schulzeit, sondern auch mich stark geprägt haben.
Gleichzeitig baue ich mir jetzt ein Leben nach der Schule auf. Immerhin werde ich andere Studenten kennenlernen, die in derselben Physik-Blase wie ich schweben. Ich lerne mehr über Elementarteilchen und Dunkle Materie, werde meine Fotografie-Künste ausbauen und mich vielleicht bei der Studenten-Zeitschrift als Redakteurin anmelden. Ich werde mich als Hochzeitssängerin versuchen, an den verschiedensten Tanzkursen teilnehmen und all das machen, das ich schon immer einmal machen wollte. Ich weiß, dass diese Zeit (unsere Schul- und Ausbildungs-/Studienzeit) zur intensivsten Zeit unseres Lebens zählt und wahnsinnig schnell vergeht. Ich habe also nicht vor, sie zu vergeuden.
Und das solltest du auch nicht. Entdecke den eigentlichen Hauptaspekt von Schule, das Erlernen neuer Kompetenzen und neuen Wissens, wieder neu und beginne ihn zu lieben. Klar ist das bei dem ganzen Schulstress und sozialen Druck leichter gesagt als getan. Doch du bist nicht der einzige Schüler, dem es so geht. Tausche dich mit Mitschülern aus. Beginne, wieder für dich und nicht mehr nur allein für Noten zu lernen. Suche dir Ausgleiche. Und entdecke deine Leidenschaft. Fang jetzt an. Denn wenn du es nicht schaffen kannst, wer dann?
Hier geht es direkt zu meinem Blog.